(4/6) Wie es so ist, das einzige Mädchen zu sein

Tagebuch einer HTL-Schülerin

Dass es noch immer keine Selbstverständlichkeit ist, junge Frauen* in Österreichs HTLs anzutreffen, wissen wir. Wie es sich anfühlt, das einzige Mädchen* in der Klasse zu sein, warum sie Elektronik und technische Informatik macht, und mit was für Herausforderungen sie sich im Matura- UND Coronajahr sonst noch herumschlägt, erzählt Anna uns hier monatlich.


Okay.

Ich habe ja versprochen, dass ich über den durchschnittlichen Tag an meiner Schule Berichte. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich überhaupt davon schreiben soll, dass es oft so wenige Mädchen gibt.

Mit dieser Kolumne möchte ich eigentlich so viele Mädels wie möglich dazu motivieren, über eine technische Ausbildung nachzudenken, weil ich das für so unglaublich wichtig halte. Manchmal bin ich versucht, nur über die positiven Seiten zu schreiben, aber der geringe Frauenanteil gehört in der Technik leider nun Mal auch zum Alltag (zumindest meistens).

Den geringen Mädchen- und Frauenanteil durfte ich in den vergangenen Jahren hautnah erfahren, denn wie du weißt, bin ich das einzige Mädchen meiner Klasse und obwohl das vielleicht schrecklich klingt, muss ich sagen, dass ich dadurch mit Sicherheit mehr Vor- als Nachteile genieße. Ja, manchmal ist es unangenehm, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen, oder keine Freundin in der Nähe zu haben, die man um ein Tampon bitten kann. Doch abgesehen davon, dass du dir Sicher sein kannst, dass dir die meisten Lehrer und Lehrerinnen lieber Vor- als Nachteile verschaffen wollen (weil du ja schließlich zu einer Minderheit gehörst), kann ich von mir selbst sagen, dass mich keine andere Schule und keine andere Situation, in Bezug auf meine Charakterbildung so viel weiter gebracht hätte. Was ich in den letzten Jahren an der HTL gelernt habe ist nicht nur akademisch, sondern auch persönlich unbezahlbar.

Falls dich der Gedanke, eines von nur sehr wenigen Mädchen zu sein trotzdem abschreckt, dann kann ich dich beruhigen: In der Technik gibt es auch Zweige mit sehr vielen Frauen. Zum Beispiel findet man im Bereich Biomedizin oft gleich viele Jungs wie Mädchen.

Trotzdem brauchen dich genau die Branchen, wo der Frauenanteil am kleinsten ist, besonders dringend.

Also: Lass’ dich davon nicht abhalten. Denn auch wenn es Mut braucht und nicht immer einfach ist, zu einer Minderheit zu gehören, ist es der einzige Weg Veränderung zu schaffen.

 

PS: Du bist nicht allein! Immer mehr Mädels interessieren sich für Technik und wenn du danach suchst, findest du bestimmt Unterstützung.

Zum Beispiel auf dieser Website 😉