(3/6) HTL und Praxis
Tagebuch einer HTL-Schülerin
Dass es noch immer keine Selbstverständlichkeit ist, junge Frauen* in Österreichs HTLs anzutreffen, wissen wir. Wie es sich anfühlt, das einzige Mädchen* in der Klasse zu sein, warum sie Elektronik und technische Informatik macht, und mit was für Herausforderungen sie sich im Matura- UND Coronajahr sonst noch herumschlägt, erzählt Anna uns hier monatlich.
Was die HTL so besonders macht, ist, dass so viel Wert auf Praxis gelegt wird. An vielen HTLs bekommt man in den ersten Jahren eine Art “allgemeine praktische Ausbildung” in den verschiedensten Fächern. An der Schule, die ich besuche, lernten wir zum Beispiel mit CNC Fräsen umzugehen und bekamen Einblicke in Kunststofftechnik, indem wir Schuhlöffel herstellten, oder Lasercutter verwendeten. Wir verbrachten viele Stunden mit feilen und Bohren in Metallbearbeitungswerkstätten, lernten genau zu löten oder wie man richtig Kabel verlegt.
Falls du einen meiner Beiträge gelesen hast, weißt du, dass ich mich für den Zweig Elektronik und technische Informatik entschieden habe. Meine Klassenkollegen und ich bekamen bereits in der zweiten Klasse die Möglichkeit, unsere eigenen kleinen Projekte zu verwirklichen. Damals bekamen wir rund 20€ zur Verfügung gestellt, um welche wir uns Bauteile bestellen durften, die wir dann auf selbst designten und gefertigten Platinen platzierten.
Wenn ich schon über die viele Praxis an der HTL schreibe, muss ich unbedingt den letzten Jahrgang erwähnen: Bei uns werden heuer 12 Unterrichtseinheiten in der Woche der Praxis gewidmet. In diesen arbeiten wir in kleinen Teams an unseren Abschlussarbeiten, den sogenannten Diplomprojekten. Das Thema der Diplomarbeit können sich die einzelnen Teams selbst aussuchen, das Spektrum reicht von Modellautos über spezielle Messgeräte bis Getränke Mischmaschinen. Einige Gruppen arbeiten auch mit Firmen oder Universitäten zusammen. Wenn man es so sehen will, bekommt man die Möglichkeit, mit seinen Klassenkollegen und mit der Unterstützung der Lehrer an technischen Projekten zu arbeiten, die man wahrscheinlich unter anderen Umständen schwer umsetzten könnte.
Natürlich ist all das, was ich gerade beschrieben habe auch viel anstrengende Arbeit, doch während der Ausbildung sehen zu können, wozu man diesen riesengroßen Haufen an Theorie eigentlich lernt, finde ich verdammt wertvoll.