Hall of Fem* mit Esther Görnemann, Ph.D., M.A., M.Sc.
Forschungsinstitut/ Arbeitsstelle:
Weizenbaum-Institut e.V.
Forschungsbereiche/Arbeitsbereiche: Ich forsche im Bereich Human-Computer-Interaction, beschäftige mich viel mit Sprachassistenten und unterrichte digitales Marketing und E-Commerce.
Warum hast du dich für einen technischen Studiengang entschieden?
Am Ende meines Wirtschaftsstudiums habe ich meine Masterarbeit über Datenschutz im digitalen Raum geschrieben. Ich lernte dabei, wie der Markt mit persönlichen Daten funktioniert und welche Risiken hier für Nutzer*innen entstehen können. Danach habe ich in der Unternehmensberatung gearbeitet, aber das Thema hat mich einfach nicht mehr losgelassen. Ich wollte mehr darüber erfahren und an konkreten Lösungen arbeiten, die uns mehr Transparenz und Kontrolle über unsere digitale Privatsphäre geben. Deshalb habe ich mich an einem Institut für Wirtschaftsinformatik beworben, denn hier arbeiten wir genau an der Schnittstelle zwischen Informationstechnik und Menschen.
Was begeistert dich an deinem Job?
Ich habe das Gefühl, meine Arbeitskraft wirklich sinnvoll einsetzen zu können. Jeden Tag lerne ich dazu und forsche an den unterschiedlichsten Themen. Zum Beispiel versuche ich zu erheben, welche vielfältigen Auswirkungen eine Technologie wie Sprachassistenten auf Einzelne und auf die Gesellschaft als Ganzes hat. Im weiteren Rahmen stelle ich mir die Frage, wie unsere technologische Zukunft wohl aussehen wird und an welchen technischen und rechtlichen Stellschrauben man drehen muss, um die Digitalisierung positiv zu gestalten.
Ganz besonders liebe ich auch die Lehre. Ich habe das Gefühl, meine Studierenden für ein wichtiges Thema begeistern zu können. Dabei wird mir viel Spielraum gelassen, auf die Fragen einzugehen, die sie wirklich interessieren. Zurzeit geht es zum Beispiel oft darum, wie künstliche Intelligenz in der digitalen Werbeindustrie eingesetzt wird, um das Verhalten von Nutzer*innen vorherzusagen und Werbung zu personalisieren.
Was ist für dich das Besondere als Frau* in der Technik?
Es kann schon manchmal eine Herausforderung sein, sich in einem männerdominierten Bereich Gehör zu verschaffen. Ich glaube Frauen* werden oft unterschätzt und es ist deshalb umso wichtiger, dass wir selbst an uns glauben. Zu meinem Job gehört es, immer wieder ins kalte Wasser zu springen. So oft, bis sich das Wasser irgendwann nicht mehr so kalt anfühlt. Mit jedem Sprung wächst der Glaube an mein Wissen und meine Fähigkeiten und die Überzeugung, dass ich genau da bin, wo ich hingehöre.
Warum glaubst du sollte es mehr Frauen* in der Technik geben?
Frauen* bringen wichtige Perspektiven und Fähigkeiten in die technischen Bereiche mit. Technologie betrifft uns als Gesellschaft alle, also sollten Entscheidungen in diesem Bereich auch nicht von reinen Männerteams getroffen werden. Frauen* sollten die technologische Zukunft mitgestalten, denn sie müssen ja genauso in dieser Zukunft leben.
Was ich jungen Mädchen* noch sagen möchte:
Eine kluge Schriftstellerin (Marie von Ebner-Eschenbach) hat einmal gesagt, dass der Glaube an die eigene Kraft Berge versetzen kann. Ich sehe in meinen Kursen, dass meine weiblichen Studentinnen herausragende Leistungen erbringen. Sie sind klug, gewissenhaft und ehrgeizig und stehen ihren männlichen Kommilitonen in nichts nach. Trotzdem gehen sie dann häufig nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit und dem gleichen Selbstbewusstsein hinaus in die Berufswelt. Dabei ist da so viel Potential! Wenn ich Euch einen Ratschlag mitgeben darf: Glaubt an Eure Kraft, habt Mut und seht jede Herausforderung als Chance, zu wachsen und dazuzulernen. Diese Überzeugung kann Berge versetzen.
Wenn ich Euch einen Ratschlag mitgeben darf:
„Glaubt an Eure Kraft, habt Mut und seht jede Herausforderung als Chance, zu wachsen und dazuzulernen.“